Die Liste sportlicher Erfolge des Ex-Fußball-Profis Kevin McKenna ist lang. Die meisten kennen den Spieler aus Calgary aus seiner Zeit beim 1. FC Köln. Ein Rundumschlag.
Schmitz: Kevin, du bist seit 1998 in Europa, warst zuerst in Schottland, danach in Cottbus und ab 2007 in Köln. Was war für dich in Deiner Fußballzeit in Europa das wichtigste und schönste Ereignis?
McKenna: Dass ich hier meine Frau getroffen und mit ihr drei wunderbare Kinder habe! Und dass ich mich an ein Land gewöhnt habe, das ich mal für eine Durchgangsstation hielt. Inzwischen ist Deutschland, ist Köln mein Zuhause und ich sehe mich derzeit nicht nach Kanada zurückkehren.
Schmitz: Du hast in Calgary Fußball gespielt, warst Natio- nalspieler und Kapitän der kanadischen Nationalmannschaft. Was ist der wesentliche Unterschied zwischen Fußball in Kanada und in Deutschland?
McKenna: Ich habe gelernt, dass sich in Deutschland viele Jungs und Mädchen auf einen Sport konzentrieren und versuchen, damit richtig weit zu kommen. In Kanada hingegen treibt man ganz unterschiedliche Sportarten. Ich selbst war Basketballspieler, Volleyballspieler, Badminton-
spieler. Ich liebe Golf. Also war Fußball nie mein einziger Sport. So geht es auch vielen anderen. In Nordamerika sind viele Sportarten echte Publikumsmagnete. Fußball ist inzwischen auch in Kanada sehr populär, weil dafür ein Paar Schuhe und ein Ball ausreichen – im Gegensatz zum Eishockey.
Schmitz: In deiner aktiven Zeit als Spieler des 1. FC Köln warst du viele Jahre großer Sympathieträger. Alle waren traurig, wenn du verletzt warst und nicht spielen konntest. Was hat dich so beliebt, so populär gemacht?
McKenna: Vor ein paar Wochen habe ich mein Portrait im Stadionheft gesehen und kann noch immer nicht erklären, wie das alles gekommen ist. Auf einmal haben die Fans mei- nen Namen gerufen. Dabei habe ich nie 30 Tore in einer Saison geschossen. In den sieben Jahren beim 1. FC ging es drunter und drüber. Zuhause haben wir oft nicht die beste Leistung gebracht, waren nie so richtig konstant. Aber wenn die Fans dann deinen Namen rufen, ist das ein richtig gutes Gefühl, ob du das nun verdient hast oder nicht.
Schmitz: Das ist eine sehr bescheidene Antwort. Du bist mit zwei verschiedenen Mannschaften insgesamt viermal in die Bundesliga aufgestiegen, zweimal mit Cottbus, zwei- mal mit Köln. Dein Weg ging also meistens nach oben. Gibt es ein Spiel, das dir besonders intensiv in Erinnerung geblieben ist?
McKenna: Als ich 2011 in Hamburg gegen den HSV kurz vor Schluss eingewechselt wurde und das Siegtor geschos- sen habe, war das natürlich phänomenal. Ich habe zwar nicht lange gespielt, aber was einfach bleibt, ist das Gefühl nach dem Spiel, der Jubel der Zuschauer. Einfach unbeschreiblich.
Schmitz: Noch einmal zurück zu Kanada: Glaubst du, dass die Weltmeisterschaft für Frauenfußball, die 2015 in Kanada ausgetragen wird, einen Beitrag leisten kann, Fußball in Kanada noch populärer zu machen?
McKenna: In Kanada erwarten viele, dass auch die Män- nermannschaft es irgendwann schafft. Für mich geht es dabei nicht um Frauen- oder Männerfußball. In Kanada müssen ganz neue Strukturen geschaffen werden, um den Fußball weiterzubringen, neue Sponsoren und neue Talente zu gewinnen.
Schmitz: Du selbst bist nach deinem Ausscheiden als aktiver Spieler beim 1. FC jetzt Mitglied im Trainerteam für die U19, die aktuell Spitzenreiter ihrer Liga ist. Was wünschst du dir und deinen Kollegen, die jetzt in der ersten Mannschaft spielen?
McKenna: Ich wünsche mir, dass der 1. FC Köln irgendwann Spieler für 20 Millionen EUR kauft. Dass der Verein in der Champions League oben mitspielt. Dass du jede Woche zum Stadion kommen und richtig guten Fußball sehen kannst. Nach der Achterbahnfahrt der letzten Jahre ist endlich Ruhe einge- kehrt. Das müssen wir bewahren, egal, was die Zeitungen schreiben. Ich finde, der 1. FC gehört zu den besten Vereinen in Deutschland, wenn man alles zusammen nimmt – Stadion, Fans, Spieler. Das ist ein Riesen-Club mit einer Riesen-Wucht. Und irgendwann werden sie es schaffen!
